Viola aus Berlin
Schülerin am Werner-von-Siemens-Gymnasium, Berlin
Im Schuljahr 2016/17 mit AIFS (www.aifs.de) an der Waterloo High School in Atwater, Ohio, USA.
Berichte und Fotos:
Hallo ihr Lieben!!
Tut mir leid, dass ich es jetzt erst schaffe zu schreiben.
Mein letzter Bericht ist wirklich schon wieder lange her, also versuche ich mal ein bisschen zusammenzufassen, was seitdem so passiert ist:
Der Dezember war ziemlich vollgepackt mit Weihnachtsvorbereitungen und Ähnlichem. Da ich ein Teil der Waterloo Leos bin (Waterloo High School ist meine Schule hier, und die Leos sind der Schülerclub des Randolph Lions Clubs), nahm ich auch an einigen Projekten, das heißt freiwilliger Arbeit für die Gemeinde, teil. Etwa zwei Wochen vor Weihnachten haben wir im Gemeindezentrum geholfen, mit Essen gefüllte Pakete und Tüten an Leute zu verteilen, die sich selber kein Festessen leisten könnten, oder allgemein Unterstützung brauchen. Es lief wirklich gut, und die Leute schienen alle sehr dankbar, worüber ich mich gefreut habe. Meist haben wir Schüler die Tüten noch bis zu den Autos getragen, einen Truthahn oder Schinken von einem kleinen Anhänger draußen abgeholt, und den Familien Frohe Weihnachten gewünscht. Einige Familien waren etwas unsicher und bedankten sich eher flüchtig, aber es gab erstaunlich viele, die uns fröhlich umarmt haben und uns gezeigt haben, wie viel ihnen das Ganze bedeutet.
Ein anderes Projekt war unser „Bag-a-Bear“ project, für das wir in der Schule und Gemeinde Kuscheltiere gesammelt haben, die wir dann an das Sheriff’s Department, die Feuerwehr, und State Patrol verteilt haben. Diese können sie dann an Kinder geben, die in möglicherweise traumatische Fälle involviert sind, um sie ein bisschen zu beruhigen. Mit meinen Gasteltern habe ich eine Menge Weihnachtsshopping hinter mich gebracht, und wir haben ein ziemlich großes Paket zusammengekriegt, das ich für meine Familie und Freunde nach Hause geschickt habe. Das war nicht ganz günstig, hat sich aber auf jeden Fall gelohnt!
An Heiligabend haben wir zusammen gekocht und den Großteil des Tages einfach zusammen Zuhause verbracht. Dadurch, dass meine Gasteltern keine Kinder mehr Zuhause haben, war es ihnen egal, ob wir Heiligabend oder Christmas Day (am 25. Dezember) feiern, da die beiden alleine nicht mehr so wirklich eine Tradition mit Weihnachtsgeschenken am Morgen haben. Die Geschenke haben sich schon unter unserem bunt leuchtenden, mit Anhängern und Candy Canes behängtem Weihnachtsbaum angehäuft, und eigentlich wollten wir alle sie am liebsten gleich. Das ist anscheinend typisch hier: Geschenke werden unter den Baum gelegt, sobald man sie hat, auch wenn es noch zwei Wochen bis zum eigentlichen Tag sind. Für jüngere Kinder ist das natürlich eine ziemliche Qual, aber es gehört dazu! Am frühen Nachmittag, bei uns, haben wir dann mit meiner Familie geskypt, die mein Paket zum Glück schon ein paar Tage vorher bekommen hat (Es ging ziemlich schnell!) Durch Skype haben wir dann praktisch alle zusammen unsere Geschenke ausgepackt. Das war unglaublich schön, und hat Heimweh weitgehend von mir ferngehalten. Natürlich war ich trotzdem irgendwie traurig, dass ich nicht richtig mit meiner Familie zusammen sein konnte, aber ich wusste ja, dass es so sein würde, und habe mich dafür entschieden. Und meine Gasteltern, und auch viele andere haben alles versucht, damit ich hier eine ganz besondere Weihnachtszeit verbringen konnte.
Das hat definitiv geklappt!
Am 25. Dezember kam dann noch der Sohn von meiner Gastmutter vorbei, und wir haben uns ein Football-Spiel angeguckt. Wir gucken hier sehr viel Sport: Football, Baseball, Basketball, all die typisch amerikanischen Sportarten. Meine Gasteltern sind wirklich verrückt danach, und ich finde es meist auch ziemlich spannend. Wir planen sogar, demnächst zu ein paar Spielen zu gehen!
Außerdem habe ich mich während der Weihnachtsferien (wir hatten etwas mehr als eine Woche frei) mit ein paar Freunden getroffen, um Weihnachten zu feiern. Wir haben uns gegenseitig kleine Geschenke gemacht, jeder hat was zu essen mitgebracht, und wir haben Filme geguckt und Karten gespielt. Es war super nett, und ich bin wirklich erstaunt wie schnell man enge Freunde finden kann. Wir sind alle so verschieden, und kommen teilweise aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen (Es gibt fünf bzw. jetzt noch vier Austauschschüler an meiner Schule, und dann natürlich noch die Amerikaner), aber wir haben doch ziemlich viel gemeinsam, über das wir reden und lachen können.
New Year’s habe ich bei einer Freundin aus der Schule verbracht, die ganz in der Nähe von mir auf einer Farm lebt. Wir sind zusammen in die Kirche gegangen, ihre Familie ist wie die meisten sehr gläubig, und danach haben wir bei ihr den Abend mit essen, tanzen und Filme gucken verbracht. Um kurz vor Mitternacht haben wir dann ein Live Programm in New York City eingeschaltet, wo der traditionelle „Ball drop“ gezeigt wurde. Danach haben wir weiter Filme geguckt, bis wir eingeschlafen sind. Es war wirklich anders, so ganz ohne Feuerwerk und allem, was sonst so für mich zu Silvester gehört, aber ich hatte eine Menge Spaß!!
Neben den besonderen Ereignissen ist auch eine ganze Menge anderer Sachen passiert, die aber für euch vermutlich nicht so spannend sind: Ich habe mich immer öfter mit Freunden getroffen, besonders mit einem Mädchen namens Emily habe ich mich richtig gut angefreundet, in der Schule bin ich komplett im Alltag angekommen und alles läuft gut, es ist echt einfacher als was ich von Zuhause gewöhnt bin, und meine Gasteltern zeigen mir alle möglichen Dinge und Orte, die zu ihrem Leben gehören.
Eine andere Sache ist die politische Situation momentan. Es war eine große Veränderung, die stark diskutiert wird, aber bisher hat es mich persönlich noch nicht extrem beeinflusst. Man ist vielen starken, teilweise fragwürdigen Meinungen ausgesetzt, aber ich habe noch nicht erlebt, dass irgendjemand ausfallend geworden ist oder jemand anderen angegriffen hat. Das liegt sicher auch daran, dass ich in einer Region lebe, in der der Regierungswechsel von den meisten Leuten sehr unterstützt wird. Ich halte mich da einfach ein bisschen raus. Mir gegenüber sind die Leute hier sehr freundlich und falls irgendwelche Sorgen entstehen sollten, hat AYA allen Austauschschülern angeboten, mit jemandem von der Organisation darüber zu sprechen oder Fragen zu stellen.
So, das war jetzt ziemlich viel, auch wenn ich noch lange nicht alles erzählt habe. Ich hoffe, ihr könnt etwas damit anfangen,und es macht alles halbwegs Sinn (Ich weiß, dass ich immer hin und her springe wenn ich über meine Erlebnisse hier erzähle…).
I’m sure there is a lot more that I missed to mention, but if you have any specific questions that you would like me to answer, I would be glad to help 🙂
Vielen vielen Dank für alles!!!!! Ich habe das Gefühl, ich wurde wirklich gut von euch vorbereitet, und ich kann manchmal immer noch nicht glauben, dass all das hier real ist. Also wollte ich euch einfach nochmal wissen lassen, wie dankbar ich dafür bin, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Dieses Jahr ist etwas ganz Besonderes für mich!
Ganz liebe Grüße aus Ohio 🙂
Viola