Sarah aus Belzig
2008/09 mit GLS an der Casa Grande High School in Kalifornien
Berichte und Fotos:
Ich hatte 2008 das große Glück ein Vollstipendium vom DFH für ein High School Year in den USA zu bekommen. So begann im Sommer `08 meine Reise nach Petaluma, circa 60km nördlich von San Francisco.
Da ich zuvor noch nie geflogen war bzw. auch keine größeren Urlaube mit meiner Familie unternommen hatte, war sehr vieles neu für mich, doch meine Gastfamilie nahm mich direkt mit in den Familienurlaub nach Los Angeles und
Disneyland, sodass mir erst einmal alles wie ein unwirklicher Traum erschien.
Schon bald ging auch die High School los und ich bin Teil des Cross Country Teams der Casa Grande High School geworden. Hier habe ich viele Freundschaften schließen können und meine Leidenschaft fürs Laufen entdeckt. Regelmäßig waren wir auch bei den Footballspielen oder anderen Veranstaltungen von Casa und ich fand es sehr spannend, wie anders Schule in den USA gelebt wird.
Thanksgiving bin ich zu einer neuen Familie gezogen. Ihre Tochter Mel war ebenfalls im Cross Country Team, worüber sich „unsere“ Familien kennengelernt hatten. Meine erste Familie hatte den zusätzlichen Fahraufwand durch die Stadt zu anderen Zeiten als ihrer zwei, deutlich jüngeren Kinder unterschätzt. Infolgedessen stand Thanksgiving mein erster kleiner Umzug an, aber die Familie Cox hat mich direkt in ihre Familie aufgenommen und wie ihre eigene Tochter behandelt. Mit meiner Gastmutter Janice, Gastschwester Mel und Freunden vom Cross Country bin ich in San Francisco sogar meinen ersten Halbmarathon gelaufen – sieben Jahre später lief ich meinen ersten Marathon in Berlin und noch heute denke ich oft an diesen ersten Lauf zurück.
Ein besonderes Highlight für mich war die gemeinsame Reise mit meiner Gastfamilie an die Ostküste. In Virginia haben wir die älteste Tochter und ihren Freund besucht, bevor wir weiter nach Washington DC reisten. Es waren nicht nur die vielen Monumente in der Hauptstadt, die mich beeindruckten, sondern auch die ganz andere Lebensart außerhalb des liberalen, wohlhabendenden Kaliforniens.
Das Reisen selbst ist wohl auch etwas, was ich für mich entdeckt habe. Mit meiner Gastfamilie und Freunden ging es des Öfteren zum Lake Tahoe zum Schwimmen, Wandern oder Ski fahren.
Ein Jahr nach meinem Austausch bin ich noch einmal in die USA geflogen, um Freunde und Gastfamilie zu besuchen. Mit Kylie, eine gute Freundin vom Cross Country, fuhr ich mit dem Auto entlang des Highway 101 über Santa Barbara, Los Angeles, San Diego zum Yosemite National Park. Die Idee und den Mut, einige Jahre später allein durch Spanien zu reisen, einen weiteren Austausch in Schweden zu machen oder mir allein ein Praktikum in
Österreich zu organisieren, hätte ich sonst wahrscheinlich nicht gehabt.
Obwohl mittlerweile neun Jahre vergangen sind, skype ich noch immer um die Weihnachtszeit mit meiner Gastfamilie. Fünf Jahre nach meinem Austausch hat mich meine Gastfamilie sogar in Berlin besucht, wo ich inzwischen studierte. Es war, als wenn ich erst gestern Heimgeflogen wäre und nach all dem, was sie für mich getan hatten, war es toll, ihnen auch meine Heimat zeigen zu können.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir der Austausch die Möglichkeit gab über den Tellerrand zu schauen, meine Neugier fürs Reisen und kennenlernen anderer Länder und Kulturen zu wecken. Gerade in einer Zeit wie heute, in der bei vielen Menschen die Angst vor Fremden wächst und das Weltgeschehen immer schneller wird, hoffe ich, dass es auch noch vielen anderen Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien ermöglicht wird,
einige Zeit außerhalb ihres behüteten Zuhauses zu leben, neue Erfahrungen zu machen und diese Erfahrungen zuhause mit anderen teilen. Ich habe mit meinen damals 16 Jahren viel Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit mitgenommen, was mir im Alltag und Studium oft geholfen hat.
Nächstes Jahr werde ich mein Medizinstudium beenden und ich plane bereits einen Urlaub in Kalifornien, um endlich wieder einmal alle wiederzusehen und die kleine Tochter meiner Gastschwester kennenzulernen.